Clitoris Design



Clitoris Design by Christina Goestl, 1998

Überraschung!

Die Klitoris erstreckt sich um vieles tiefer in das innere des weiblichen Körpers als bisher angenommen. Was wir als Klitoris bezeichnen, ist nur der sichtbare Teil eines ausgedehnten, komplex vernetzten internen Systems von sexuell hochaktiven Gewebe.

Die Klitoris besteht aus dem Klitoris-Kopf (Glans Clitoris) - der äussere, teilweise sichtbare Teil der Klitoris, dem Klitoris-Körper, den Klitoris-Armen und zwei umfangreichen Schwellkörpern – den Klitoris-Bulben.

Der Klitoris-Körper liegt - von Fett und Knochen verborgen - unter dem Schambein. Er ist die Fortsetzung des Klitoris-Kopfes ins Körperinnere und verläuft dicht entlang der Harnröhre. Der Klitoris-Körper umfasst die Harnröhre an drei Seiten - die vierte Seite der Harnröhre ist in die Vaginalwand eingebettet. Über die Größe des Klitoris-Körpers gibt es nur ungefähre Angaben, zb. Vergleiche mit dem ersten Glied des Daumen. Vermutlich verhält es sich wie bei anderen Körperteilen auch: Grösse und Form sind individuell verschieden.

Vom Klitoris-Körper verlaufen bis zu 9 cm lange Arme nach hinten in den Körper hinein, sie enden nur wenige Zentimeter vom Ende der inneren Oberschenkelmuskeln entfernt im Bereich des Perineums. Der Klitoris-Körper ist ausserdem mit den zwei Klitoris-Bulben verbunden: Zu beiden Seiten der Vagina liegend füllen sie den Raum zwischen den Vaginalwänden und den Klitoris-Armen aus. Sie befinden sich hinter den Charme-Lippen und bestehen aus erektilem Gewebe. Die Existenz der Bulben war in der Anatomie bekannt, nicht aber ihre enge Verbindung mit der Klitoris.

Soviel ist inzwischen bekannt, Forschungen über das klitorale Nervengeflecht sind im Gange und wir erwarten mit Spannung weitere Berichte, die unser Wissen über die weibliche Anatomie vervollständigen.

Unglaublich aber wahr - nach 1948 verschwand die Klitoris aus den Anatomiebüchern. Sie wurde nicht mehr gekennzeichnet und tauchte, wie Miriam English in ihrem Artikel für Lesbiana Magazine (Melbourne, Australien) schreibt, erst 1981 teilweise wieder auf. Einzige Ausnahme findet sich in der feministischen Literatur (zb. A New View of a Woman's Body, The Federation of Feminist Women's Health Centers, 1981).

Im Herbst 1998 entdeckte Dr. Helen O'Connell, australische Chirurgin und Urologin, die Unstimmigkeiten zwischen Literatur und dem, was sie tatsächlich zu sehen bekam. Sie weist auf die Verletzbarkeit der Klitoris bei medizinischen Eingriffen hin, die durch die Nähe der Klitoris zu Harnröhre und Vagina gegeben ist.

Die Nachricht verbreitete sich schnell in lesbischen Magazinen, medizinischen Fachzeitschriften und in der Onlinepresse. Ich wurde durch einen Artikel in DIVA - lesbian magazin UK auf die Neuigkeiten aufmerksam - und war fasziniert. Ziemlich traurig, dass ich erst mit 326 Jahren die wissenschaftliche Bestätigung für die ausgedehnte Komplexität der Klitoris bekomme, aber immerhin - jetzt wissen wir mehr als je zuvor und ich empfehle mit grosser Dringlichkeit:

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Erzählt es euren FreundInnen, Müttern, Töchtern und Medizinfrauen! Auf dass sich das Wissen verbreitet und kommende Generationen von Frauen Bescheid wissen über die Anatomie ihres Lustorganes !


Erzählt von Corps Diplomatiqué du Clitoridienne, 1998

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